Doch nun sollte er im nach wie vor golden strahlenden Herbst seiner Karriere in jenen „Stall“ zurückkehren, in dem er Ende der 1960er-Jahre seine Plattenkariere begonnen hatte; Sony Classical, für die der Sänger ebenfalls diverse Aufnahmen gemacht hat, gehören schließlich die klassischen Back-Kataloge von Columbia, CBS, RCA, BMG. Ein ungewöhnlicher Schritt in vielerlei Hinsicht, war und ist der vor zwei Jahren abgeschlossene Vertrag doch ein bemerkenswertes Signal inmitten einer allenthalben gern als perspektivlos bezeichneten Branche.
Ende der Phonoindustrie? Nicht, wenn es weiterhin Künstler vom Kaliber eines Plácido Domingo gibt!
Mit über 70 Jahren will es der Startenor ganz offensichtlich noch einmal wissen, im Studio wie auf der Bühne. Dass er dabei auch stimmlich einen großen Bogen zurück zu seinen Anfängen schlägt und zunehmend als Bariton in Erscheinung tritt, sorgt nun für ungewöhnliche Premieren in Serie: Erstmals wagt sich ein Sänger in dieser Breite an die großen Baritonpartien jener Opern, in denen er einst als Tenor begeisterte; so wurde aus einem Herzog der Narr Rigoletto, folgte auf Gabriele Adorno die Titelpartie des Simon Boccanegra, singt der ehemalige Manrico nun erstmals den Luna (in Berlin), Jacopo wird bald Francesco -Foscari (Wien), und nach Alfredo kommt sicher demnächst auch Vater Germont...
Welche „Hausnummern“ in dieser an Meilensteinen und Rekorden wahrlich nicht armen Karriere außerdem noch folgen könnten – und welche keinesfalls – verriet uns der Ausnahmekünstler im ausführlichen Gespräch.
Giuseppe Verdi, Hauptthema des Domingo-Interviews, beschäftigt uns auch in vielen weiteren Rubriken dieser Ausgabe. Dem Jubilar 2013 sind viele Festspielproduktionen gewidmet gewesen, ebenso wie dem zweiten Jahresregenten, Richard Wagner. Ein kreatives, zuweilen wahrhaft kulinarisches Kräftemessen der hochkarätigsten Art, das man im Rahmen der Münchner Opernfestspiele sogar augenzwinkernd auf die Schippe nahm, indem man die beiden -„Giganten“ in einem (Riesen-) Puppen-Schaukampf gegeneinander antreten ließ. Das Publikum hatte sich allerdings zu entscheiden und für einen der beiden Partei ergreifen müssen. Ich gebe gern zu, dass ich an dieser Aufgabe gescheitert wäre.
Vor Herausforderungen der ganz anderen Art steht derzeit das größte internationale Festival. Hinter den Kulissen der Salzburger Festspiele kracht es bei laufendem Betrieb gewaltig. Kaum hatte der vorzeitig für das kommende Jahr angekündigte Intendanten-Abgang Alexander Pereiras die Nachfolger-Findung unverhofft zum Top-Thema des Salzburger Sommers werden lassen, sah sich das Prestigefestival bereits mit weiterem innerbetrieblichen Konfliktpotenzial konfrontiert, stellten doch die Wiener Philharmoniker ganz nonchalant ebenfalls ihre zukünftige Mitwirkung infrage. Nach dem Bruch der Berliner Philharmoniker mit den Osterfestspielen vor zwei Jahren nun ein weiterer Orchester-Exodus an der Salzach? Wohl eher medienwirksame Drohgebärden im Poker um das Mitspracherecht bei der Intendantenwahl.
Wir konzentrieren uns derweil lieber auf die künstlerischen Resultate und haben Ihnen, liebe Leser, auf den nachfolgenden Seiten die spannendsten Erlebnisse des Sommers zusammengestellt: eine Opernrundreise zwischen Festspielhaus, Schlosshof und Seebühne!